Schon der Name klingt nach Heide-Idyll: Der Erikasee im Gifhorner Ortsteil Wilsche gilt zwar nicht als touristisches Aushängeschild, aber bildet mit seiner naturnahen Lage den perfekten Sehnsuchtsort für gestresste Menschen. „Unsere Gäste wollen einfach mal raus aus der Stadt“, sagt Frank Waßmann, Betreiber des gleichnamigen Campingplatzes am Erikasee. „Das kann für ein paar Stunden sein, für ein Wochenende oder für den ganzen Sommer.“ Großer Pluspunkt des Erikasees ist nämlich nicht nur sein sauberes Wasser, sondern auch die Lage: Rasch zu erreichen von Braunschweig, Wolfsburg oder Salzgitter, dazu nah an den Freizeitattraktionen der Südheide. Der Campingplatz als Refugium im Grünen – das funktioniert hier seit 50 Jahren wunderbar. 248 Dauerstellplätze auf 17.000 Quadratmetern bilden einen Mikrokosmos, den Waßmann so beschreibt: „Wir haben hier keine Ecke für Rentner oder eine für Familien. Einige kommen seit Jahrzehnten her, andere haben Camping gerade erst entdeckt. Es ist eine bunte Mischung und das klappt sehr gut.“
Wer über den Platz mit den in Reihe platzierten Wohnwagen, den liebevoll gepflegten Vorgärten und sauber geschnittenen Hecken spaziert, hat den Eindruck: Hier ist alles, wie es immer schon war. Doch das täuscht: Der Erikasee ist ein junges Biotop. Vor 50 Jahren aus einer Kiesgrube entstanden, blieben Sandstrand und Wasser nicht lange ein Geheimtipp. „Plötzlich standen die ersten Camper da und fragten, ob sie ihre Zelte aufbauen dürften“, sagt Waßmann. Seine Eltern führten damals einen landwirtschaftlichen Betrieb und quartierten die Besucher kurzerhand zwischen den Kühen auf der Wiese ein. Das wäre vermutlich so weitergegangen, hätte die Familie nicht das Potential erkannt. „Es wurden jedes Jahr mehr Zelte und weniger Kühe“, sagt der 44-Jährige lachend, „mein Vater meinte: Da kann man mehr draus machen.“ Mit Campingplatz statt Kuhwiese schufen sich Manfred und Karin Waßmann ihr zweites Standbein, die Landwirtschaft geriet zur Nebensache. „Wir haben von Beginn an richtig investiert und das tun wir bis heute“, sagt der gelernte Automechaniker, der mit dem Platz aufgewachsen ist, hier nicht nur die Gäste, sondern auch jeden Grashalm persönlich kennt. Wasser- und Stromversorgung, Duschen- und Toilettenhäuser sorgten schon in den Siebziger Jahren für Komfort. Sind im Herbst die letzten Gäste abgereist, wird regelmäßig renoviert.
Auch als der erste Boom nachließ und Camping zunehmend als spießig und langweilig galt, lief der Betrieb dank der Stammgäste immer rund. Dass inzwischen Urlaub unterm Zelt- oder Caravandach wieder voll im Trend liegt, spürt Waßmann deutlich an der steigenden Nachfrage: „Wir führen mittlerweile eine Warteliste. Jeder freie Platz ist ruckzuck wieder weg.“ Für Sauberkeit und einwandfreie Technik sorgt der Eigentümer mit peniblem Blick, den Rest erledigt die Natur: „Animation braucht hier niemand. Wir haben ja die Ruhe – und den Erikasee.“